Seit ich vor 20 Jahren bei der Arbeit in Island die Pferde kennengelernt habe, zieht es mich immer wieder auf die Insel. In Island zu reiten unterscheidet sich so sehr davon, die Isis zu Hause zu reiten. Kein Wunder – lernen die Isländer auf der Insel doch von Klein auf jeden anspruchsvollen Untergrund - ob Moor, Watt, Geröll oder Grashügel - kennen. Diesmal ging es nach Snæfellsnes, der Halbinsel in Westisland – bekannt für ihre langen Strände und Felsformationen. Dort bin ich noch nie geritten und hatte den Wunsch, diese besondere Tour kennenzulernen, die ich seit 15 Jahren für unsere Reitkunden buche. Am Ankunftstag werden wir, eine Gruppe von 10 Frauen ( überwiegend Einzelreisende aus Deutschland und der Schweiz) von unserer Gastgeberin Johanna abgeholt und zur Farm Lýsuhóll (Snæhestar) gefahren. Im Unterschied zu den langen Streckenritten mit Herde ist diese 7-tägige anspruchvolle Tour an Komfort nicht zu übertreffen. Wir wohnen in modernen und gemütlichen Holzhäusern mit Wohnküche in Zweibett- und Einzelzimmern.
Selbst versorgen brauchen wir uns allerdings nicht, denn es gibt jeden Tag ein so reichhaltiges Frühstücks- und Abendbuffet, wie ich es auf meinen Reisen selten erlebt habe. Nicht nur verschiedene Suppen und selbstgebackenes Brot, auch Lamm, Fisch und vegetarische Gerichte werden mit Salat und Beilagen wie z.B. traditionellen karamellisierten Kartoffeln jeden Abend aufgetischt.

Am ersten Tag der Tour suchen wir uns Sättel und Helme aus. Das Wetter ist sonnig und warm… ein schöner langer Strandritt nach Búðír und zurück steht uns bevor. Unsere Guides haben jeweils 2-3 Handpferde dabei, so dass wir auch andere Pferde ausprobieren können. Allerdings haben die meisten schnell ihr Lieblingspferd gefunden, welches sie auch die nächsten Tagesetappen von 20 bis 30 Kilometern tragen wird. Ein besonders schönes Erlebnis ist es, so eine Pferdereise ohne Herde zu machen, bei der man sich ganz auf sein Pferd konzentrieren und den schnellen Tölt genießen kann. Auch hier gilt, wie bei allen Touren: vertraue deinem Pferd und störe es nicht dabei, den besten Weg durch Flüsse und Wattenmeer zu finden. Unsere isländischen und deutschen Guides wissen immer die nächste Sandbank zu finden – auch wenn man gefühlt ins Meer hinein reitet. Wir passieren Inseln und Hügel, auf denen Adler nisten und sehen Robben neben uns auf und ab tauchen. Nach 2 Tagesetappen mit unterschiedlichen Stränden und Landschaften geht es wieder heimwärts - mit Blick auf den Snæfellsjökull, der kaum wolkenbedeckt ist. An zwei Tagen nimmt uns Johanna vormittags mit auf eine Ausflugsfahrt und wir lernen die Basaltfelsen von Arnarstapi und Dritvík kennen, bevor wir zu unseren Pferden gebracht werden. An einem Tag erkunden wir die Insel des Hafenortes Stykkishólmur und einen Wasserfall, hinter dem man entlanggehen kann. Neben dem Reiterhof gibt es ein kleines geothermales Schwimmbad, das man zu Fuß schnell erreicht, und so machen wir uns nach dem Abendessen gern auf den Weg, um im Hotpot zu entspannen. Der Gletscher und die Wolken leuchten in der Abendsonne rosa und die Rufe der Goldregenpfeifer und Regenbrachvögel begleiten uns.

Am Ende der Reise ist jede von uns verliebt in „ihr“ Pferd und träumt davon, wiederzukommen. Ich verstehe nun die Wiederholungstäter, die immer wieder bei uns „Ebbe, Flut und Snæfellsnes“ buchen.

Hier geht es zur Reittour: Ebbe, Flut & Snaefellsness

Bildnachweis

H. Brümmel